Shortselling, also das Setzen auf fallende Kurse, ist eine der umstrittensten und gleichzeitig spannendsten Strategien im Trading.

Besonders in Nebenwerten, die oft weniger beachtet werden als große Blue-Chip-Aktien, ergeben sich durch diese Strategie sowohl erhebliche Risiken als auch interessante Chancen.

Aber was macht das Shortselling in diesen Märkten so speziell? Und wie kannst du diese Strategie effektiv nutzen, ohne dich unnötigen Gefahren auszusetzen?

In diesem Artikel erfährst du alles über die Grundlagen des Shortsellings, warum Nebenwerte ein besonderes Terrain sind und wie du Chancen maximieren und Risiken minimieren kannst.


Was ist Shortselling? Eine kurze Einführung

Shortselling ist eine Strategie, bei der du von fallenden Kursen eines Wertpapiers profitieren kannst.

Dabei leihst du dir Aktien eines Unternehmens von einem Broker, verkaufst diese sofort am Markt und hoffst, sie später zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen.

Der Gewinn entsteht aus der Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Rückkaufpreis.

Beispiel:

  • Du leihst dir 100 Aktien eines Unternehmens zu einem Kurs von 50 €.
  • Du verkaufst sie für 5.000 € (100 x 50 €).
  • Wenn der Kurs auf 40 € fällt, kaufst du sie für 4.000 € zurück.
  • Dein Gewinn: 1.000 € (abzüglich Gebühren).

Shortselling birgt jedoch ein hohes Risiko, da Verluste theoretisch unbegrenzt sein können, wenn der Kurs steigt.


Warum Nebenwerte (Small Caps) für Shortseller interessant sind

Nebenwerte, auch Small Caps genannt, sind Aktien kleinerer Unternehmen mit einer geringeren Marktkapitalisierung.

Im Vergleich zu großen Unternehmen bieten sie oft höhere Volatilität und weniger Marktliquidität, was sie für Shortseller attraktiv macht – aber auch zusätzliche Risiken mit sich bringt.

Chancen beim Shortselling in Nebenwerten:

  1. Geringe Aufmerksamkeit: Nebenwerte werden oft weniger analysiert und von institutionellen Anlegern ignoriert. Das bietet erfahrenen Tradern Chancen, ineffiziente Marktpreise auszunutzen.

  2. Stärkere Kursbewegungen: Aufgrund der geringeren Liquidität sind Nebenwerte anfälliger für starke Kursausschläge, die bei Shortselling-Strategien besonders profitabel sein können.

  3. Überbewertungspotenziale: Nebenwerte werden häufiger durch Hype oder Spekulation überbewertet. Shortseller können davon profitieren, wenn der Markt diese Überbewertungen korrigiert.


Risiken beim Shortselling in Nebenwerten:

  1. Geringe Liquidität: Das geringe Handelsvolumen macht es schwieriger, Positionen schnell zu schließen, insbesondere bei stark steigenden Kursen.

  2. Squeeze-Gefahr: In engen Märkten kann es schneller zu einem Short Squeeze kommen, bei dem steigende Kurse Shortseller zwingen, ihre Positionen aufzulösen, was die Kurse noch weiter nach oben treibt.

  3. Hohe Transaktionskosten: Nebenwerte können aufgrund der geringeren Liquidität höhere Leihgebühren für Aktien und größere Spreads aufweisen.

  4. Informationsasymmetrien: Es ist oft schwieriger, fundierte Informationen über kleinere Unternehmen zu erhalten, was die Analyse erschwert.


Strategien für erfolgreiches Shortselling in Nebenwerten

1. Fundamentalanalyse: Schwachstellen erkennen

Eine gründliche Analyse der Finanzdaten und der Geschäftsaussichten eines Unternehmens ist essenziell. Nebenwerte bieten oft Potenzial für Shortselling, wenn:

  • Das Unternehmen überbewertet erscheint.
  • Die Finanzlage prekär ist.
  • Die Branche unter Druck steht.

Beispiel: Ein Nebenwert im Einzelhandelssektor könnte ein attraktives Ziel sein, wenn der Marktanteil sinkt und die Margen aufgrund steigender Kosten schrumpfen.


2. Technische Analyse: Den richtigen Einstieg finden

Neben der Fundamentalanalyse ist die technische Analyse entscheidend, um den optimalen Zeitpunkt für den Einstieg in eine Short-Position zu finden.

  • Widerstandsniveaus: Kursbereiche, die der Aktie schwerfallen zu überwinden, sind oft gute Einstiegspunkte für Shortseller.
  • Chartmuster: Formationen wie Doppeltops oder Kopf-Schulter-Muster können auf bevorstehende Kursrückgänge hindeuten.
  • Indikatoren: RSI (Relative Strength Index) und gleitende Durchschnitte können helfen, überkaufte Märkte zu identifizieren.

3. Risikomanagement: Verluste begrenzen

Das Risikomanagement ist beim Shortselling von entscheidender Bedeutung. Hier sind einige Tipps:

  • Stop-Loss-Orders: Setze klare Verlustgrenzen, um dein Kapital zu schützen.
  • Positionsgröße: Halte die Größe deiner Position im Verhältnis zu deinem Gesamtportfolio klein.
  • Diversifikation: Setze nicht nur auf einen einzigen Nebenwert, sondern diversifiziere, um Risiken zu streuen.

4. Shortselling während spezifischer Ereignisse

Nebenwerte reagieren oft empfindlicher auf unternehmensspezifische oder makroökonomische Ereignisse. Solche Ereignisse können Gelegenheiten für Shortseller bieten:

  • Quartalszahlen: Schwache Ergebnisse oder ein enttäuschender Ausblick können Kurseinbrüche auslösen.
  • Produktflops: Wenn ein Unternehmen stark von einem Produkt abhängt und dieses nicht erfolgreich ist, kann der Kurs drastisch fallen.
  • Regulatorische Änderungen: Bestimmte Sektoren wie Biotechnologie oder erneuerbare Energien können durch neue Vorschriften stark betroffen sein.

Beispiele für erfolgreiche Shortselling-Strategien in Nebenwerten

1. Überbewertete Wachstumswerte

Ein kleines Technologieunternehmen, das in einer Hype-Phase stark an Wert gewonnen hat, könnte ein Ziel für Shortseller sein.

Sobald sich zeigt, dass das Wachstum nicht nachhaltig ist, korrigiert der Markt oft drastisch.

2. Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten

Nebenwerte, die bereits eine hohe Schuldenlast haben und ihre Einnahmen nicht steigern können, sind häufig anfällig für Kursverluste.

Realitätscheck: In solchen Fällen ist es ratsam, den Cashflow und die Verschuldungsquote zu analysieren.


Rechtliche und ethische Aspekte beim Shortselling

Shortselling ist legal, aber umstritten.

In Nebenwerten kann es aufgrund der geringeren Liquidität und Markttransparenz besonders kritisch betrachtet werden.

Regulierungsbehörden wie die BaFin oder die SEC überwachen solche Aktivitäten genau, um Marktmanipulation zu verhindern.


Fazit: Risiken und Chancen des Shortsellings in Nebenwerten

Shortselling in Nebenwerten bietet enorme Chancen, aber auch erhebliche Risiken.

Die geringere Liquidität, die erhöhte Volatilität und das Risiko eines Short Squeeze machen diese Märkte besonders anspruchsvoll.

Mit der richtigen Strategie, fundierter Analyse und konsequentem Risikomanagement kannst du jedoch erfolgreich in diesem Bereich agieren.

Denke daran, dass ein guter Überblick über Marktmechanismen und ein disziplinierter Ansatz entscheidend sind.

Besonders als fortgeschrittener Trader kannst du das Shortselling nutzen, um dein Portfolio zu diversifizieren und in schwierigen Marktphasen profitabel zu bleiben.